Darmgesundheit beim Pferd – So optimierst du die Verdauung deines Pferdes

von | 24.09.2024 | Gesundes, Neuigkeiten, Pferd

Darmgesundheit beim Pferd – So optimierst du die Verdauung deines Pferdes

Die Darmgesundheit deines Pferdes ist von entscheidender Bedeutung für sein Wohlbefinden. Ein gesundes Verdauungssystem unterstützt die Nährstoffaufnahme, stärkt das Immunsystem und hält das Pferd in Bestform. Doch auch Verdauungsstörungen wie Koliken oder Durchfall treten häufig auf und sind ein Zeichen dafür, dass im Darm etwas nicht stimmt. In diesem Beitrag erfährst du, wie du durch gezielte Maßnahmen die Darmgesundheit deines Pferdes verbessern kannst, und welche Gefahren wie die Herbstzeitlose du beachten musst.

Die Physiologie des Pferdedarms – Ein sensibles Gleichgewicht

Der Verdauungstrakt eines Pferdes ist ein komplexes System, das darauf ausgelegt ist, kontinuierlich kleine Mengen rohfaserreicher Nahrung zu verarbeiten. Die verschiedenen Abschnitte des Verdauungstrakts übernehmen spezifische Aufgaben:

  1. Maul und Speichelproduktion: Pferde zerkleinern das Futter gründlich, während Speichel für die Vorverdauung und Schmierung des Nahrungsbreis sorgt.
  2. Magen: Der Pferdemagen ist relativ klein, er fasst nur etwa 8-15 Liter  und produziert kontinuierlich Magensäure. Daher sollten lange Futterpausen vermieden werden, da sonst Magensäure die Magenschleimhaut angreifen kann.
  3. Dünndarm: werden die meisten Nährstoffe, wie Zucker, Eiweiße, Vitamine und Mineralstoffe, aufgenommen. Der Dünndarm ist auf leicht verdauliche Nahrung ausgelegt, weshalb plötzliche Futterwechsel problematisch sind, da sie den Verdauungsprozess stören können.
  4. Blinddarm: Der Blinddarm ist Teil des Dickdarms und ein Gärbehälter für schwer verdauliche Faserstoffe, wie sie in Gras und Heu vorkommen. Hier wird die Nahrung durch Mikroorganismen fermentiert, die die Zellulose aufschließen.
  5. Dickdarm: Der Dickdarm spielt eine wesentliche Rolle bei der Aufnahme von Wasser und Elektrolyten und bildet den letzten Abschnitt des Verdauungstrakts. Eine Störung in diesem Bereich kann schnell zu Problemen wie Durchfall oder Verstopfungen führen.

Immer genug Wasser – für eine geschmeidige Verdauung

Neben Heu ist Wasser essenziell für eine gute Verdauung. Dein Pferd sollte rund um die Uhr frisches Wasser zur Verfügung haben. Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hält den Darminhalt geschmeidig und hilft, Verstopfungen vorzubeugen.

  • Tipp: Wenn dein Pferd im Winter weniger trinkt, kannst du das Heu leicht anfeuchten oder Mash anbieten, um die Flüssigkeitsaufnahme zu steigern.

Hochwertiges Heu – Die Grundlage der Darmgesundheit

Die Qualität des Heus ist entscheidend für die Gesundheit deines Pferdes. Pferde benötigen rohfaserreiches Futter, um die Darmtätigkeit zu unterstützen und eine gesunde Verdauung zu gewährleisten.

  • Schimmel im Heu: Schimmel kann schwerwiegende gesundheitliche Probleme verursachen. Schimmeliges Heu enthält Mykotoxine, die die Verdauung stören und Koliken oder Atemprobleme auslösen können. Deshalb ist es wichtig, Heu vor dem Verfüttern auf Geruch, Farbe und Konsistenz zu überprüfen. Wer hinsichtlich der Heuqualität sichergehen will: Unter anderem bietet zum Beispiel die Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt Speyer Futtermitteluntersuchungen an (https://www.lufa-speyer.de/index.php/dienstleistungen/futtermitteluntersuchung). 
  • Herbstzeitlose – Gefahr im Heu: Die Herbstzeitlose ist eine hochgiftige Pflanze, die sich oft unbemerkt ins Heu einschleichen kann. Die Samen und Blätter enthalten das Alkaloid Colchicin, das die Zellteilung stört und zu schweren Vergiftungen führen kann. Selbst kleine Mengen können lebensbedrohlich sein und Symptome wie Krämpfe, Durchfall, Koliken oder Herzversagen verursachen.

Herbstzeitlose entfernen – Ist das ausreichend?

Da die Herbstzeitlose eine ernsthafte Gefahr darstellt, solltest du sofort Maßnahmen ergreifen, wenn du Anzeichen ihrer Präsenz auf deiner Weide entdeckst. Doch das bloße Entfernen der sichtbaren Pflanzenteile reicht oft nicht aus, da die Samen der Pflanze über Jahre im Boden überdauern können. Diese Samen sind ebenfalls giftig und können auch nach dem Mähen oder Trocknen weiterhin eine Gefahr für dein Pferd darstellen.

  • Tipp: Es ist ratsam, betroffene Weiden vollständig zu meiden oder die Pflanzen mit der Wurzel auszureißen und fachgerecht zu entsorgen. Das Heu von Feldern mit Herbstzeitlosen sollte niemals verfüttert werden, da es auch nach dem Trocknen toxisch bleibt. 

Es bleibt teilweise nur zu hoffen, dass die Landwirte sich der Gefahr bewusst sind und die Herbstzeitlose VOR Samenbildung mähen und sie diesen Schnitt vernichten. Denn zumindest gefühlt nach dem was wir mittlerweile auf den Wiesen sehen, breitet sich die Pflanze leider immer weiter aus.

Futterpausen – Sollten sie vermieden werden?

Pferde sind Dauerfresser, das heißt, sie sind darauf ausgelegt, über den Tag verteilt kleine Mengen zu fressen. Lange Futterpausen können daher problematisch sein:

  • Kontinuierliche Futteraufnahme: Der Magen des Pferdes produziert ständig Magensäure, auch wenn gerade keine Nahrung aufgenommen wird. Wenn das Pferd längere Zeit nichts frisst, kann die Magensäure die Magenwände angreifen und Magengeschwüre verursachen.
  • Lange Futterpausen vermeiden: Optimalerweise sollten Fresspausen nicht länger als 4 Stunden andauern. Nutze Heunetze, um die Futteraufnahme zu verlangsamen und dafür zu sorgen, dass dein Pferd über längere Zeit beschäftigt ist.

Probiotika und Präbiotika – Stärkung der Darmflora

Eine gesunde Darmflora ist für eine reibungslose Verdauung unerlässlich. Mit Probiotika und Präbiotika kannst du die Darmgesundheit deines Pferdes gezielt unterstützen:

  • Probiotika: Diese lebenden Mikroorganismen fördern das Gleichgewicht der „guten“ Bakterien im Darm und helfen, die Verdauung zu stabilisieren. Sie sind besonders hilfreich nach Antibiotikabehandlungen oder stressigen Phasen.
  • Präbiotika: Präbiotika sind Nahrungsbestandteile, die den nützlichen Darmbakterien als Futter dienen. Sie unterstützen die Fermentation im Dickdarm und fördern so die Nährstoffaufnahme.

Natürliche Unterstützungsmittel für den Darm

Neben einer guten Grundfütterung kannst du auf natürliche Futterergänzungen setzen, um die Darmgesundheit deines Pferdes zu verbessern:

  • Leinsamen: Diese sind reich an Schleimstoffen, die die Darmwände schützen und die Verdauung fördern. Leinsamen kannst du einweichen und regelmäßig ins Futter mischen.
  • Flohsamenschalen: Flohsamenschalen binden Sand und andere Fremdstoffe im Darm, die besonders bei Pferden auf sandigen Böden zu Verdauungsproblemen führen können. Sie helfen, diese Ablagerungen auszuscheiden und verringern das Risiko einer Sandkolik.
  • Spirulina: Als Alternative zur Bierhefe bietet Spirulina eine gute Quelle für B-Vitamine und Antioxidantien. Diese Alge unterstützt den Stoffwechsel und stärkt die Darmgesundheit.

Bewegung – Warum sie unverzichtbar für die Darmgesundheit ist

Bewegung ist ein entscheidender Faktor für eine gesunde Verdauung. Sie fördert die Darmperistaltik (die wellenförmigen Muskelkontraktionen, die den Nahrungsbrei durch den Darm transportieren) und verringert das Risiko von Verdauungsproblemen wie Verstopfungen oder Koliken. Bewegung hilft dem Körper, den Verdauungsprozess zu regulieren und sorgt für einen besseren Nährstofftransport.

Weidegang – So viel Bewegung braucht dein Pferd

Täglicher Weidegang ist ideal, um die Darmgesundheit zu unterstützen. Pferde, die den Großteil des Tages auf der Weide verbringen, bewegen sich natürlich und in ihrem eigenen Tempo, was die Darmtätigkeit kontinuierlich anregt.

  • Optimale Dauer des Weidegangs: Ein täglicher Weidegang von mindestens 6 bis 8 Stunden ist für die meisten Pferde ideal. Diese Zeit sorgt nicht nur für Bewegung, sondern auch für eine gleichmäßige Futteraufnahme. Die kontinuierliche Aufnahme von Gras liefert Rohfaser und regt die Verdauung an, während die Bewegung die Darmperistaltik fördert.
  • Gefahren auf der Weide: Achte darauf, dass die Weide frei von giftigen Pflanzen wie der Herbstzeitlosen ist. Auch sandige Böden können eine Gefahr darstellen, da Pferde beim Fressen von Gras auf sandigem Untergrund Sand mit aufnehmen können, was zu einer gefährlichen Sandkolik führen kann. 

Training – Ein weiterer Baustein für die Gesundheit des Darms

Neben dem Weidegang spielt auch gezieltes Training eine wichtige Rolle für die Darmgesundheit. Pferde, die regelmäßig trainiert werden, haben eine bessere Darmfunktion und ein geringeres Risiko für Verdauungsprobleme.

  • Leichte Bewegungseinheiten: Für Freizeitpferde oder ältere Tiere reichen täglich 30 Minuten bis eine Stunde Bewegung aus. Dazu können lange Spaziergänge, lockeres Reiten oder Bodenarbeit gehören. Diese Aktivitäten fördern die Darmbewegung und unterstützen das Wohlbefinden deines Pferdes.
  • Intensiveres Training für Sportpferde: Sportpferde profitieren von 1 bis 2 Stunden Training pro Tag, abhängig von der Intensität. Dabei solltest du darauf achten, das Pferd regelmäßig zu bewegen, ohne es zu überlasten. Ausreichende Aufwärm- und Abkühlphasen sind wichtig, um den Kreislauf und die Verdauung in Schwung zu halten.

Physiotherapeutische Unterstützung für die Darmgesundheit

Neben der Fütterung und dem Einsatz von Futterergänzungsmitteln kann auch Physiotherapie zur Förderung der Darmgesundheit beitragen. Durch gezielte Techniken und Übungen kann die Verdauung deines Pferdes angeregt werden:

  • Massage: Sanfte Bauchmassagen können die Darmbewegungen fördern und die Durchblutung verbessern. Dies kann besonders nach einer Kolik oder während längerer Fresspausen hilfreich sein, um den Verdauungstrakt in Schwung zu bringen.
  • Bewegungstherapie: Regelmäßige Bewegung unterstützt nicht nur die Muskulatur, sondern auch die Darmtätigkeit. Leichte Übungen und Dehnungen können helfen, die Verdauung zu aktivieren und das Risiko von Verstopfungen zu verringern.
  • Akupressur: Akupressurpunkte entlang der Bauchmuskulatur und des Rückens können gezielt stimuliert werden, um den Verdauungstrakt zu unterstützen. Diese Methode kann eine sinnvolle Ergänzung zur physiotherapeutischen Behandlung sein.

Wurmmanagement – Prävention ist der Schlüssel

Ein gesundes Wurmmanagement ist unerlässlich für die Darmgesundheit deines Pferdes. Parasiten wie Würmer können den Darm erheblich belasten und zu Verdauungsproblemen führen.

  • Regelmäßige Kotprobenanalyse: Lasse regelmäßig Kotproben untersuchen, um den Wurmbefall zu überwachen und gezielt zu entwurmen. Übermäßiges Entwurmen kann die Darmflora schädigen, daher ist ein gezielter Einsatz von Entwurmungsmitteln ratsam. Das kannst du beispielsweise hier machen.

Fazit: Die Darmgesundheit deines Pferdes ist der Schlüssel zu einem langen und gesunden Leben. Durch eine ausgewogene Fütterung mit hochwertigem Heu, das Vermeiden von Futterpausen, gezielte Ergänzungen und physiotherapeutische Maßnahmen kannst du die Verdauung deines Pferdes aktiv unterstützen. Denke immer daran, dass Prävention besser ist als Heilung – insbesondere beim Umgang mit gefährlichen Pflanzen wie der Herbstzeitlose. Ein gesunder Darm ist der Grundstein für ein glückliches, vitales Pferd.

 

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