Das böse Protein

Aus einem aktuellem Anlass heraus klären wir einmal etwas mit dem Proteingehalt von Trockenfuttern.
 
Seit vielen Jahren, ich glaube es begann ca. 2007, kam ich das erste Mal in Kontakt mit einer Hundehalterin, die wissen wollte, welches Trockenfutter mit niedrigem Proteingehalt sie füttern könne. Sie wurde von der Hundeschule darauf hingewiesen, dass es von Vorteil sei, auf den Proteingehalt zu achten. Die Hunde würden zu hibbelig werden.
 
Mittlerweile wird dies immer noch so weitergetragen, aber mittlerweile ist es nicht nur, dass die Hunde hibbelig werden, sondern die böse Niere, die schaden nehmen würde und zuviel Energie hätte dieses Futter dann auch noch …
 
Prinzipiell steckt ein klein wenig Wahrheit drin. Aber: Es bringt nichts stur auf den Proteingehalt zu achten. Ein Futter besteht grob aus Proteinen, Fetten und Kohlenhydraten. Achte ich darauf, ein Futter mit niedrigem Proteingehalt zu füttern, dann ist entweder mehr Fett oder es sind mehr Kohlenhydrate enthalten. Sprich am Energiegehalt ändert sich nichts oder er würde sogar steigen, wenn mehr Fett enthalten wäre.
 
Richtig ist, die Verstoffwechselung von Proteinen belastet die Niere mehr als die Verstoffwechselung von Kohlenhydraten. Das liegt daran, dass bei diesem Prozess Ammoniak entsteht. Ein Teil wird über die Niere ausgeschieden, ein viel größerer Teil wird jedoch von der Leber in Harnstoff umgewandelt und dieser wird dann über die Niere ausgeschieden.
 
Ich bringe nun ein kleines Rechenbeispiel weswegen der Proteingehalt nicht soooo sehr ins Gewicht fällt, wie es immer wieder auch heute noch nach so vielen Jahren kommuniziert wird:
 
Ein 20kg-Hund benötigt grob 38g Rohprotein pro Tag. Das ist der Erhaltungsbedarf, den er benötigt nur um den Tag über sozusagen nichts zu machen, nur faul herumliegen, schlafen und am besten ohne viel Bewegung von Katzen träumen 🙂
 
Wenn er nun mit Trockenfutter gefüttert wird, würde er davon in der Regel ca. 200g pro Tag bekommen. Ein Futter, welches nun 22% Protein enthält versorgt den Hund also mit 44g pro Protein Tag, etwa 6g mehr als der Erhaltungsbedarf. Hingegen ein Futter mit 27% versorgt ihn mit 52g, also ca. 14g mehr als der Erhaltungsbedarf. Das macht einen Unterschied von 8g.
 
Dass sehr wahrscheinlich die Verdaulichkeit und biologische Wertigkeit der Proteine dieses 27%-Futters gar nicht bei 100% liegt lasse ich mal außer acht. Jedenfalls ist anzunehmen, dass sich ein Hund auch noch ein klein wenig bewegt und somit wäre diese kleine Überversorgung kein Problem. Sollte der Hund in der Tat zu hibbelig sein, habe ich ihn entweder nicht ausgelastet, zuviel ausgelastet oder für sein Gewicht zuviel Futter gegeben. Die Energie, die in den Körper reinkommt muss ja schließlich raus, es sei denn, der Hund wiegt irgendwann das Doppelte, dann liegt er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch nur noch faul herum, egal wieviel Proteine in seinem Schlund landen 🙂
 
 
Nun käme der Moment, in welchem jemand sagt: Aber Moment, was ist denn wenn das Futter 38% hat? Nun, es gibt z.b. einen Hersteller dessen Name mit O beginnt. Wir machen hier mal keine Werbung :). Die Fütterungsempfehlung dieses Herstellers liegt (zum Glück!) bei einem 20kg-Hund und normaler Aktivität bei 160g pro Tag. Eine kurze Dreisatz-Rechnung und ich komme auf eine Proteinversorgung von 53g pro Tag. Also nur 1g mehr als beim 27%-Futter. Mit hoher Aktivität steigt die Fütterungsempfehlung des Herstellers, aber eben auch der Bedarf, somit ist alles im grünen Bereich.
 
Ganz außer acht lässt man bei einer solchen Diskussion vielmehr die ganzen Leckerli, die meist ja auch noch gefüttert werden. Hier wäre ein viel größerer Bedarf, einmal darauf zu achten wieviel mehr ich in den Hund bringe. Kauartikel wie Ochsenziemer, Kopfhaut oder diese schlimmen „China-„Kauknochen sind reine Eiweissbomben.
 
 
Ich gebe aus Prinzip gar kein Trockenfutter und wenn, wäre der Proteingehalt das letzte worauf ich achten würde. Denn meiner Meinung nach ist es eine höhere Priorität zu schauen, was in den Körper kommt und dann kann ich mir Gedanken machen, wieviel davon vielleicht nötig wäre.
 
Manches Mal wünschte ich mir, es gäbe im Restaurant getrocknetes Schnitzel mit getrockneter Soße, getrockneten Pommes sowie getrocknetem Salat. Das Ganze dann schön kaltpressen und lecker anrichten. Achja und damit alles drin ist, müsste noch eine Multivitamintablette oben als Garnitur draufliegen. Aber jetzt schweife ich ab, das wäre ein anderes Kapitel und das Restaurant ist eh zu.
 
Guten Appetit 🙂
 
#Proteinversorgung #Hund #Ernaehrung #Ernaehrungsberatung #RolandGruenewald

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