Hilfe, mein Pferd hat Husten und nichts hilft

Hilfe, mein Pferd hat Husten und nichts hilft

Heute möchten wir gerne ein paar Gedanken mit euch teilen, die uns aktuell sehr beschäftigen.

In den letzten Wochen hatten wir vermehrt Kundenpferde, die über einen sehr langen Zeitraum Husten entwickelt haben, und scheinbar hilft nichts. Diese Pferde haben bereits eine längere tierärztliche Behandlung hinter sich, inklusive umfassender Diagnostik und Therapie. Ein andauernder Erfolg stellte sich jedoch nicht ein. Infektionen der Atemwege, COPD etc. wurden ausgeschlossen. Auch osteopathische Behandlungen wurden durchgeführt. Aber nichts hilft wirklich. Inhalationen, Zusatzmittel speziell für die Atemwege und bedampftes Heu – theoretisch haben die Besitzer in allen Richtungen ihr Bestmöglichstes getan. Es treten jedoch leider immer nur kurzzeitige Besserungen ein. Was tun? Hilflosigkeit macht sich breit.

Zeitgleich mit dem Auftreten der chronischen Atemwegsbeschwerden stellen wir bei auffallend vielen Analysen in unserer Praxis fest, dass die Pferde seit diesem Jahr eine eklatant höhere Belastung durch diverse Schimmelsporen aufweisen. So extrem wie in all den dreizehn Jahren zuvor nicht.

Woher kommt diese extrem hohe Belastung durch Schimmelsporen? Folgende Gedankengänge haben wir dazu: Seit letztem Herbst regnet es extrem viel. Das ganze letzte Drittel des Jahres konnten die Böden nur schwer trocknen. Dieses Jahr ist es ein ständiges Auf und Ab: Regen und kühl, dann wieder sprunghaft kurzzeitig sehr warm. Man fühlt sich oft wie in der Sauna, die Luftdruckverhältnisse sind oft sehr drückend (zur Freude der Stechfliegen, zum Ärger der Migränepatienten). Und wer fühlt sich in einem feuchtwarmen Klima besonders wohl? Die Schimmelsporen. Die feiern eine große Party und fühlen sich sauwohl. Eigentlich sollten Pilze im Herbst im Wald wachsen, bei den aktuellen Bedingungen finden wir sie aber auch zunehmend auf den Koppeln in den Pferdeäpfeln, unter Bodenmatten in der Box und in der Matratzeneinstreu. Im Heu- und Strohlager, sofern dieses mit dem feuchten Klima von außen in Berührung kommt (Lagerplatz unter dem Dach, in Zelten etc.).

Wie damit umgehen? So wie mit allem im Leben, das sich verändert: Den Blickwinkel ändern, Lösungen durchdenken und dann ins Tun kommen. Und auf gar keinen Fall ins Extrem verfallen und alles klinisch rein halten, das schwächt den Organismus auch, nur andersherum.

Um einen Organismus langfristig zu stärken, sind folgende Aspekte sehr wichtig, und zwar alle zu gleichen Anteilen:

  • Koppelhygiene: Je nach Stundenanzahl täglich oder zwei- bis dreitägiges Abäpfeln.
  • Regelmäßiges Kontrollieren der Bodenmatten im Stall, feuchte Stellen aufdecken und abtrocknen lassen und anschließendes Desinfizieren mit biologischen Mitteln. Gut eignet sich zum Beispiel das hier: EMH Stallhygiene (*)
  • Keine Matratzeneinstreu im Sommer.
  • Heu-, Späne- und Heulager kontrollieren (oft versteckt sich die Schimmelschicht an der Wand hinter dem Sägemehl).
  • Stroh- und Heuballen bei offensichtlichem Schimmelbefall nicht mehr verwenden. Wenn nur großflächig eine Schicht abgetragen wird, hilft es nicht, die Sporen ziehen sich leider unsichtbar weiter (habt ihr schon einmal ein verschimmeltes Brot gehabt und versucht, den guten Teil noch zu essen? Oder eine optisch schöne Kirsche gegessen, die schimmelig geschmeckt hat?).
  • Atemwegssystem und Darmgesundheit maßgeblich unterstützen mit Akupunktur, naturheilkundlichen Arzneimitteln, Kräutermischungen, Inhalationen etc. (Immer speziell auf das Tier abgestimmt, kein Pferd ist gleich! Wenn ihr unsicher seid, wendet euch gerne an uns).

Ich weiß, es ist leichter umsetzbar und scheint so viel einfacher, nur ein paar Mittel zu geben und Kräutermischungen zu füttern und die anderen Punkte wegzulassen. Allerdings ist es dann wie mit einem Haus, in dem sich sichtbar Schimmel entwickelt hat. Es nützt nichts, nur ständig drüber zu streichen und Trocknungsgeräte aufzustellen. Die undichte Stelle muss repariert und saniert werden. Ansonsten kommt der Schimmel ständig wieder, wir bekommen Allergien, Ekzeme, Atemwegsbeschwerden bis hin zum Asthma. Unsere Immunzellen sind permanent Tag und Nacht im Dauereinsatz und nach einiger Zeit geraten sie, modern ausgedrückt, in ein Burn-out, sind erschöpft und können kaum noch Leistung bringen. Da fast 80 % der Immunzellen im Darm sitzen und unsere Pferde eben nicht nur die Schimmelsporen einatmen, sondern auch durch das Grasen auf der Koppel oder durch das Mümmeln am Heu und Stroh aufnehmen, haben wir hier gleich zwei Belastungen gleichzeitig.

Versteht mich nicht falsch. Wir können und sollen unsere Pferde nicht in Watte packen, sie müssen mit kurzzeitigen Belastungen klarkommen. Und dies ist auch extrem wichtig, da das Abwehrsystem so gestärkt wird. Aber eben nur kurzfristig und nicht über einen sehr langen Zeitraum. Wie gesagt, seit letztem Herbst extreme Feuchtigkeit.

Sodele, jetzt geht es mir besser und ich hoffe, ich konnte euch einen neuen Einblick, einen neuen Blickwinkel aufzeigen.

 

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